Wie du bei der Arbeit glücklicher bist

Kennst du dieses Gefühl, dass du im Labor sitzt und dich zu Tode langweilst, weil du die gleiche Messung gefühlt zum Tausendsten Mal wiederholst, während du dich fragst wozu du 5+ Jahre studiert hast? Oder das Gefühl, wenn du dir unglaublich Mühe gegeben und halbe Nächste durchgearbeitet hast, um ein Manuskript rechtzeitig fertig zu haben – nur damit es völlig rot oder auch gar nicht vom Betreuer zurückkommt? Oder der Reviewer (der offensichtlich keine Ahnung hat von deinem Fachgebiet) behauptet, deine Studie sei nicht neu oder originell genug um publiziert zu werden? Wenn dann noch ein Instrument gerade vor oder während der letzten Messung ausfällt, oder der PC nach ewigen Berechnungen gerade in dem Moment abstürzt, wo das Modell endlich fertig war, macht dies das Leben als Wissenschaftler*in unglaublich frustrierend. Dieser Blog-Eintrag hilft dir, diese Frustration loszuwerden, und glücklicher mit und bei deiner Arbeit zu sein. 

Ich gebe zu, dass es Zeiten gab, wo ich mein Doktorat oder mein Postdoc-Projekt hinschmeissen wollte. Ich wollte mich nicht länger im Labor langweilen (alle 20s die Probe wechseln und Enter drücken), und hatte es satt, dass meine Betreuungsperson mich über Monate (oder Jahre) vertröstete, und jedes Mal ausrastete, wenn ich nach Feedback zu meinen Manuskripten fragte. Es gab Tage, da habe ich meine Arbeit richtiggehend gehasst (und meine Betreuungsperson dazu; ich hoffe die lesen das nicht, sonst tut es mir leid), und ich träumte von einer einsamen Insel ohne Internet. Trotzdem habe ich meine Doktorats- und Postdoc-Zeit irgendwie überlebt, und in der Zwischenzeit selber Studierende auf allen Stufen betreut. Und wenn ich etwas weiss, dann, dass es ziemlich normal ist und einfach dazu gehört, zwischendurch abbrechen zu wollen, oder sich über die Betreuungsperson aufzuregen.   

Was kannst du tun an Tagen, wo du die einsame Insel herbeisehnst – oder an allen Tagen, wenn du einfach zufriedener mit deiner Arbeit sein willst? Als Erstes, ruf dir in Erinnerung, wieso du dich für diese Arbeit entschieden hast. Vielleicht willst oder brauchst du den Doktortitel oder die Postdoc-Erfahrung für deinen Traumjob, oder du hast Interesse am Thema, oder du willst zu einer besseren Welt beitragen. Erinnerst du dich noch, wieso du dich ursprünglich beworben hattest? Vielleicht hilft es, einen Schritt zurück zu machen, und dir den grösseren Rahmen des Forschungsprojekts und die möglichen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu vergegenwärtigen. Oder du stellst dir vor, wie es sich anfühlt, wenn du dich an der nächsten Konferenz austauschen kannst, wenn dein Artikel publiziert ist, oder du die fertige Doktorarbeit in den Händen hältst. Zweitens, sprich mit Kolleg*innen – andere Doktorierende und Postdoktorierende, Personen aus der Forschungsgruppe, Studierende, Nicht-Akademiker*innen aus dem Freundeskreis – und teile deine Gedanken. Sie wirken vielleicht alle sehr beschäftigt und erfolgreich, aber wenn du offen über deine Schwierigkeiten sprichst, werden sie ihre eigenen Sorgen teilen. Drittens, mach einen Plan für den nächsten Monat oder das nächste Jahr. Was für Ziele hast du und was brauchst du um diese zu erreichen? Worauf freust du dich? Wie willst du deine Zeit zwischen verschiedenen Aufgaben aufteilen? Wie schaffst du dir das Arbeitsumfeld, das du brauchst? Viertens, lerne dich selbst und deine Arbeitsstrategien kennen: Was macht dich glücklich oder motiviert dich? Welche Aufgaben erledigen sich fast von allein, ohne Anstrengung? Wofür musst du dir besonders Mühe geben oder dich sogar überwinden? Gehörst du zu den Personen, die eine langweilige/schwierige Aufgabe möglichst schnell aus dem Weg haben wollen, erledigst du erst etwas Einfacheres zum Aufwärmen, oder reservierst du dir dafür 1 Stunde pro Tag zwischen angenehmeren Aufgaben? Alle Strategien sind ok, solange du dich bewusst für eine entscheidest du dabeibleibst. Falls du nicht weisst, welche Strategie für dich am besten funktionierst, dann probiere alle aus, und beobachte, was funktioniert. Fünftens, schaffe dir Möglichkeiten, Neues zu lernen. Auch wenn es schwierig scheinen mag, die Zeit zu finden um einen Kurs zu besuchen, ein Buch zu lesen, oder eine neue Sprache zu üben – die Zeit, die du ins Lernen investierst, macht dir die Arbeit auf lange Sicht einfacher und effizienter. Zusätzlich wirst du neue Leute kennenlernen und mit frischer Motivation und Ideen zurückkommen, was den Wert deiner Lernzeit noch erhöht. Zu guter Letzt, wirf einen Blick zurück auf all das, was du bereits erreicht hast, und sei stolz auf dich. Als Wissenschaftler*innen sind wir es gewohnt, uns immer auf das nächste Problem zu konzentrieren, auf die neue Methode, die wir entwickeln wollen, oder den nächsten Artikel, den es zu schreiben gibt. Dabei vergessen wir gern, wie anstrengend es war, überhaupt zu dem Punkt zu kommen, wo wir heute sind. Bergsteigen mag schwierig und anstrengend sein, aber wenn du weisst, dass du es fast geschafft hast, wird es leichter. Und genau so ist es auch in der Forschung; die Arbeit ist hart, aber wenn du weisst, wie weit dich dein Einsatz bereits gebracht hat, weisst du auch, dass du den nächsten Schritt schaffen wirst. Und dadurch wirst du dich auch an schwierigen Tagen ein klein bisschen glücklicher fühlen.