Der PSI Career Blog stellt PSI Alumni und ihre Karrierewege vor, um die Vielseitigkeit der PSI-Gemeinschaft zu zeigen, und die nächste Generation zu inspirieren. Heute mit Kathrin Ebner, die uns über ihren Weg vom Doktorat am PSI zur Risikoanalystin bei Munich Re erzählt.
Was war deine Rolle am PSI, und in welchem Bereich hast du gearbeitet?
Ich war Doktorandin im Elektrochemie-Labor im ENE Bereich und habe mich mit der Charakterisierung von Elektrokatalysatoren für die Sauerstoffreduktionsreaktion beschäftigt; eine Reaktion, die zum Beispiel in Wasserstoff-Brennstoffzellen stattfindet.
Was machst du jetzt, und wo arbeitest du?
Nach meiner Zeit am PSI habe ich ein paar Jahre an einem Forschungsinstitut gearbeitet – erst als Postdoktorandin, später als Leiterin eines Kompetenzbereichs und strategische Forschungskoordinatorin. Meine Leidenschaft und das Interesse an elektrochemischen Speichern und Wandlern – sowohl im Kontext nachhaltiger Energieträger wie z.B. grünem Wasserstoff als auch in Antriebsanwendungen – hat nie nachgelassen. Im Gegenteil, erst kürzlich habe ich eine neue Rolle im Emerging Green Tech Solutions Team von Munich Re übernommen, in der ich mich weiterhin auf diese Themen konzentriere. Insbesondere beschäftige ich mich mit Risikobewertung und Due Diligence für elektrochemische Technologien in den Bereichen Wasserstoff und E-Mobilität, z.B. Elektrolyseure, Brennstoffzellen und Batterien. In der Praxis heisst das, dass ich die Performance einer Technologie, Struktur und Komponenten, damit verbundene Alterungserscheinungen und mögliche Ausfallarten genau prüfe. Ich beurteile auch die Herstellung, indem ich die Produktionsstätten unter die Lupe nehme. All dies sind wichtige Voraussetzungen um diese Technologien zu versichern, oder in anderen Worten, die damit verbundenen Risiken zu übernehmen. Dies ermöglicht es Investoren in neue Technologien zu investieren, welche eine Schlüsselrolle für die Transformation zur Netto-Null-Wirtschaft spielen. Elektrifizierung und erneuerbare Energieträger wie grüner Wasserstoff stellen wichtige Bausteine dar, um Emissionen zu reduzieren und dadurch die im Pariser Abkommen definierten Ziele zu erreichen.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
So etwas wie einen typischen Arbeitstag gibt es nicht – jeder Tag ist anders, und genau das liebe ich. Insgesamt ist es eine gute Mischung zwischen Arbeit mit Daten, Diskussionen mit Klient/-innen und Kolleg/-innen, und Reisen. Wichtig ist mir auch, meine Zeit für meine eigene Weiterbildung einzusetzen, um über die neusten Entwicklungen im Fachgebiet auf dem Laufenden zu sein – eine Grundvoraussetzung um die neuen Technologien bewerten zu können.
Was gefällt dir besonders an deinem Beruf?
Dass mein Team so interdisziplinär ist. Ich glaube fest daran, dass das Entwickeln einer gemeinsamen Terminologie, eines geteilten Verständnisses von fundamentalen Gesetzmässigkeiten, und vor allem von relevanten Herausforderungen die Grundvoraussetzungen für exzellente Ideen und Fortschritt sind.
Wie gelang dir der Übergang in deine neue Rolle? Was war anders, was ähnlich, was hat dich allenfalls überrascht?
Aus meiner Sicht war dieser Übergang überraschend einfach. Wieso überraschend? Na ja, um ehrlich zu sein habe ich gezögert, die «Komfortzone» der akademischen Forschung zu verlassen. Aber ich habe schnell gelernt, dass auch in meiner neuen Rolle die technischen Fähigkeiten, Fachexpertise, und Leidenschaft für die Elektrochemie wichtig sind – alles Dinge, die mir Spass machen. Zusätzlich gibt es auch hier Raum um zu lernen und zu wachsen, genau wie im akademischen Umfeld. 😊
Welche der Fähigkeiten, die du am PSI erworben hast, helfen dir in der neuen Rolle?
Einerseits bin ich sehr dankbar für das tiefgreifende fachliche Wissen, das mir am PSI und an der ETH vermittelt wurde. Ich baue ständig auf dieses Fundament in Elektrochemie, Materialcharakterisierung und verschiedener Test- und Prüfverfahren auf, und kann mich an keinen Arbeitstag erinnern, an dem ich dieses Wissen nicht gebraucht und wenn möglich erweitert habe.
Andererseits waren meine Rollen in der PhD and Postdoc Association des PSI und im Green Team nicht nur ein guter Ausgleich zur Labor- und Computerarbeit, sondern haben mich auch viel gelehrt über agile Teamstrukturen, praktische Organisation, Führung, und wie man sich für sich selbst und seine Kolleg/-innen einsetzt. All diese Fähigkeiten sind übertragbar und definitiv wichtig für die meisten Stellen im Feld.
Gibt es etwas das du vermisst, jetzt wo du nicht mehr am PSI bist?
Wie bei jedem Arbeitsort sind es vor allem die früheren Kolleg/-innen, die ich vermisse. Viele grossartige Erinnerungen an Grill- und Weihnachtspartys, Kaffeepausen, und nicht zuletzt Kuchen um Mitternacht während Messschichten am Synchrotron haben ihren Ursprung am PSI. Abgesehen davon vermisse ich die breite technische Expertise zu eigentlich allen Themen, die mich interessieren, die nur ein paar Schritte (oder eine Brückenüberquerung) entfernt war – alle, die ich getroffen habe, waren immer bereit zu diskutieren und voneinander zu lernen, wodurch ein extrem motivierendes und ergiebiges Forschungsumfeld gegeben ist.