Entscheiden
‘Was kann ich?’ vs ‘Was will ich?’
‘Für welche Jobs kann ich mich mit meinem Hintergrund in X bewerben, oder welche Firmen suchen nach Personen mit diesem Hintergrund?’ ist eine Frage, die immer mal wieder auftaucht in der Karriereberatung. Einen passenden Job zu finden, ist logischerweise eine grosse Entscheidung. Was diese noch schwieriger macht, ist der Umstand, dass viele Kompetenzen, die in Stelleninseraten als Voraussetzungen genannt sind, in der akademischen Welt als selbstverständlich angesehen werden.
Wieso ist Karriereplanung so schwierig, wo es doch bei allen anderen einfach aufgeht?
‘Bei euch klingt es so einfach, aber ich habe keine Ahnung, wo ich hin will – wie habt ihr das gewusst?’ war ein häufiger Kommentar nach unserem Nonlinear Career Paths Event im Oktober. Wieso fallen uns Karriere-Entscheidungen so schwer, wenn im Nachhinein doch alles so einfach scheint? ‘Ich habe diese Person getroffen, und dann hat eines zum anderen geführt, und jetzt habe ich meine Traumstelle’, oder ‘Ich habe mir mein Berufsleben ganz anders vorgestellt, aber dann ist X passiert und hat mich von Y fasziniert, und jetzt bin ich hier’ sind typische Antworten wenn man Leute fragt, wie sie zu ihrer jetzigen Stelle gekommen sind. Muss man aufs Glück warten, oder kann man eine Karriere planen?
Wie kommt es, dass du deine Professur aufgegeben hast?
Diese Frage landete vor ein paar Tagen in meiner LinkedIn inbox. Völlig unerwartet kam sie von einer Person, mit der ich vor 10 Jahren zusammengearbeitet, und danach keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Offensichtlich hat mein Entscheid, mich aus der akademischen Forschung zu verabschieden, Spuren hinterlassen. Aber was genau waren denn jetzt die Gründe?
Muss ich wieder bei Null anfangen wenn ich aus der Wissenschaft weggehe?
‘Wenn ich in die Industrie oder öffentliche Verwaltung wechsle, muss ich dann wieder von vorne anfangen?’ ist eine Frage, die in der Karriereberatung in der ein oder anderen Form immer wieder auftaucht. Es ist klar, dass du nachdem du so viel Zeit in deine Ausbildung und dein Forschungsprojekt investiert hast, nicht nochmal bei Null anfangen willst. Aber ist es wirklich so, dass du wieder von vorne anfängst nach einem Karrierewechsel? Und was ist so schlecht an einem Neustart?
Du bist doch verrückt! Wieso würde jemand wie du die Wissenschaft verlassen?
Du bist gut in dem was du tust, du hast Erfolg, und du bist da wo die meisten von uns hin möchten, und inspirierst die nächste Generation. Wie kannst du auch nur daran denken etwas anderes zu tun? Was soll die Gemeinschaft ohne dich machen? Und wer soll sich um das Labor kümmern?
Dass unser Umfeld eine Meinung über unsere Karrierepläne hat, lässt sich nicht vermeiden. Wie gehen wir damit um? Und was passiert, wenn wir uns für eine Karriere entscheiden, die den anderen als verrückt erscheint?