Vom ‘Sollen’ und ‘Müssen’ zur Vorfreude

Alles Gute zum neuen Jahr! Ich hoffe du bist gut ins 2023 gestartet, und dass es ein spannendes, erfolgreiches und glückliches Jahr für dich wird. Zum Jahreswechsel überlegen sich viele von uns, was wir im neuen Jahr alles tun müssen, oder was wir besser machen sollten als im vergangenen Jahr. Genau, ich denke hier an die berühmten Neujahrsvorsätze: Wir sollten gesünder leben, wir müssen unsere Zeit besser nutzen und weniger gestresst sein, wir sollten weniger durch soziale Medien scrollen und mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen, wir müssen aufhören mit dem Aufschieben, und effizienter arbeiten. Durch all das ‘Müssen’ und ‘Sollen’ sind wir schon völlig gestresst bevor das Jahr richtig gestartet hat, und brauchen Unmengen Schokolade um mit der Enttäuschung, es wieder nicht geschafft zu haben, fertig zu werden (und tschüss, gesunde Ernährung).

Anstatt dir das Leben unnötig schwer zu machen und frustriert zu sein, hier ein Vorschlag. Vergiss all das ‘Müssen’ und ‘Sollen’, und überleg dir stattdessen, welche aufregenden Möglichkeiten dir das neue Jahr bringt. Was erfüllt dich so richtig mit Vorfreude? Das kann irgendwas sein von den ersten Blumen im Frühling, über deine lang geplanten Sommerferien, ein neues Projekt das du in Angriff nimmst, oder die Möglichkeit Neues zu lernen, bis zu einem grossen Karriereschritt. Vielleicht musst du einen Kurs besuchen der dir Forschungszeit wegnimmt, oder ein Manuskript überarbeiten, das die Reviewer mit vielen Seiten Kommentaren zurückgeschickt haben. Hier könntest du dich auf all die spannenden Dinge konzentrieren, die du lernst oder die Personen, die du triffst. Du könntest dich auch entscheiden, dankbar zu sein, dass die Reviewer ihr Wissen mit dir teilen, und für die Zeit, die sie aufgewendet haben, um dir zu helfen, deine Studie zu verbessern. Vielleicht läuft dieses Jahr dein Vertrag aus, und du musst eine neue Stelle finden. Auch hier kannst du dich auf das Spannende und Aufregende konzentrieren. Du hast eine gute Ausbildung, konntest dir während deiner Zeit am PSI (und während früherer Anstellungen) viele Kompetenzen aneignen, und du hast ein internationales Netzwerk. Hochqualifizierte Fachkräfte wie du sind selten und werden in der heutigen Arbeitswelt gesucht. Du hast viele Möglichkeiten, und du hast die Freiheit zu entscheiden: Möchtest du in deinem Forschungsgebiet bleiben oder in ein neues Forschungsfeld eintauchen? Möchtest du die Forschungswelt verlassen und lieber etwas ganz Anderes machen? Wo möchtest du gern arbeiten? Oder würdest du lieber erstmal ein paar Monate eine Auszeit nehmen und die Welt entdecken bevor du eine neue Stelle annimmst?

Wenn es dir geht wie mir, dann arbeitest du in der Forschung, weil du neugierig bist, weil du gern Neues entdeckst und ausprobierst, und weil du lernen willst. Wieso behandelst du die Stellensuche nicht auch als eine aufregende Möglichkeit, Neues auszuprobieren, deine Möglichkeiten zu erforschen und verschiedene Karrierewege zu entdecken? Oder Kurse als Plattform um neue Kompetenzen zu lernen und dein Netzwerk zu erweitern, und detaillierte Reviews als Sprungbrett um ein besserer Wissenschaftler/eine bessere Wissenschaftlerin zu werden?

Die Ansprüche und Anforderungen werden nicht ändern – du wirst den Kurs besuchen, das Manuskript überarbeiten und eine neue Stelle finden – aber es wird einfacher, wenn dich nicht auf das ‘Sollen’ und ‘Müssen’ fokussierst, sondern vor allem an die Aspekte denkst, die dich inspirieren und motivieren. Das mag schwierig sein, aber ist den Aufwand definitiv wert. Geniess 2023!