Kein Blick in die Kristallkugel

Das Paul Scherrer Institut wird in Zusammenarbeit mit dem Weltenergierat nachvollziehbare Modelle für zukünftige globale Energiesysteme entwickeln

In einem auf drei Jahre ausgelegten Projekt wollen PSI-Forscher um Stefan Hirschberg ein energie-ökonomisches Modell entwickeln mit dem Aussagen über zukünftige Energiesysteme gemacht werden können. Das besondere daran ist, dass es sich um ein sogenanntes Open-Source-Modell handeln wird. D. h. Experten und andere Interessenten können einen Zugang zum Programm erhalten, sowie Informationen darüber von genau welchen Annahmen die Forscher bei der Ausarbeitung ihres Modells ausgegangen sind. Das ist bei kommerziellen Anbietern von Szenariowerkzeugen nicht üblich.

Prof. Dr. Alexander Wokaun, Bereichsleiter Allgemeine Energieforschung am PSI und Dr. Christoph Frei, Generalsekretär des Weltenergierates, unterzeichnen die Partnerschaft zur Erarbeitung eines Modells für Energiesystemanalysen. (PSI/F. Reiser)

Heute wurde am Paul Scherrer Institut PSI in Villigen/Würenlingen die Partnerschaft zur Erarbeitung eines Modells für Energiesystemanalysen zwischen dem Institut und dem Weltenergierat WEC unterzeichnet. Über Untersuchungen zu einzelnen Energietechnologien hinaus, widmen sich die Forscher um Laborleiter Stefan Hirschberg der ganzheitlichen Betrachtung und dem Vergleich von nuklearen, fossilen und erneuerbaren Energietechnologien. So analysieren sie die Strukturen und Auswirkungen nationaler und internationaler Energiesysteme, um die Zusammenhänge zwischen Energie, Wirtschaft, Umwelt und Technik besser zu verstehen oder sie untersuchen verschiedene Optionen für die Energieversorgung. Die dabei gewonnenen Indikatoren sollen – als einer von zahlreichen Aspekten – Energieunternehmen, Regierungen und nicht staatliche Organisationen bei der Entscheidungsfindung unterstützen, z. B. wenn es darum geht, den richtigen Energiemix der Zukunft zu finden. Weitere Themen sind Risikoanalysen sowie die Untersuchung des Einflussfaktors von menschlichem Handeln im Energiesystem.

Das PSI arbeitet seit Jahren an der Modellierung und Analyse von Aspekten von Energiesystemen. In einer ersten Zusammenarbeit mit dem WEC hat das PSI den globalen Transportsektor bis ins Jahr 2050 untersucht und 2011 in einem gemeinsamen Bericht zugänglich gemacht. Zusammen mit dem Weltenergierat wollen die Forscher des PSI nun in dieser zweiten Zusammenarbeit ein Modell entwickeln, das als „Open-Source-Modell“ die Transparenz in den verwendeten Annahmen deutlich erhöhen wird. Zu diesem Zweck arbeiten Experten aus der Energiewirtschaft, die ihre Expertise über den WEC einbringen mit den Forschenden des PSI zusammen. Ziel ist es über den Mobilitätssektor hinaus für das ganze globale Energiesystem ein Modell zu erstellen mit dem sich spezifische Fragestellungen beantworten lassen.


Über den Weltenergierat

Der Weltenergierat WEC wurde 1923 mit Sitz in London gegründet. Ihm gehören heute rund 100 nationale Komitees an, die über 90 Prozent der weltweiten Energieerzeugung repräsentieren. Der Weltenergierat ist die Plattform für die Diskussion globaler und langfristiger Fragen der Energiewirtschaft, der Energiepolitik sowie der Energietechnologie. Als nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation bildet er ein weltweites Kompetenznetz, das in Industrieländern, Schwellenländern und Entwicklungsländern aller Regionen vertreten ist. Die Aktivitäten des Weltenergierates umfassen das gesamte Spektrum der Energieträger - Kohle, Öl, Erdgas, Kernenergie und erneuerbare Energien - sowie die damit verbundenen Umwelt- und Klimafragen. Damit ist er das einzige energieträger-übergreifende globale Netzwerk dieser Art. Sein Ziel seit der Gründung ist es, die nachhaltige Nutzung aller Energieformen voranzutreiben - zum Wohle aller Menschen.

Über das PSI

Das Paul Scherrer Institut entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Mensch und Gesundheit, sowie Energie und Umwelt. Mit 1400 Mitarbeitenden und einem Jahresbudget von rund 300 Mio. CHF ist es das grösste Forschungsinstitut der Schweiz.

Kontakt / Ansprechpartner
Dr. Stefan Hirschberg, Labor für Systemenergieanalysen, Paul Scherrer Institut, 5232 Villigen PSI, Schweiz,
Tel: +41 56 310 4494, E-Mail: stefan.hirschberg@psi.ch
Originalveröffentlichung
Global Transport Scenarios 2050, Herausgeber: World Energy Council 2011 ISBN: 978-0-946121-14-4, https://www.worldenergy.org/work-programme/strategic-insight/global-energy-scenarios/
Die Haupterkenntnisse aus dieser Transportsektor-Studie sind:
  • Je nach angenommenem Szenarium steigt der weltweite Treibstoffbedarf um mindestens 30 Prozent zwischen 2010 und 2050. Bis 2050 bleiben die flüssigen Kohlenwasserstoffe (Benzin, Diesel und Kerosin) die weitestverbreiteten Treibstoffe. Dabei wird der Bedarf an Diesel und Kerosin steigen, der Benzinbedarf aber sinken.
  • Der Anteil der reinen Verbrennungsmotorfahrzeuge wird 2050 zwischen 26 und 78 Prozent liegen, je nach getroffener Annahme. Bei den restlichen Antrieben handelt es sich am häufigsten um Hybridfahrzeuge, aber auch um Plug-in Hybride, Elektrofahrzeuge und Gasfahrzeuge.
  • Die Szenarien mit grossem Anteil an alternativen Treibstoffen ermöglichen den CO2-Ausstoss aus dem Transportsektor stark zu reduzieren gegenüber den konventionellen Technologien.
Bildmaterial

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