Physiklaborant-Lernender an der U19-Rollhockey WM

Diego Gassmann, Lernender Physiklaborant im 3. Lehrjahr, ist leidenschaftlicher Rollhockey-Spieler und schaffte es ins U19-Nationalkader für die Weltmeisterschaft vom 8. bis 14. September in Novara (ITA). Seine Erfahrungen und Eindrücke schildert er im folgenden Bericht.

Die Schweiz und ihre 6 Herkulesaufgaben

Bereits 3 Monate vor der Weltmeisterschaft, wurden die Gruppenauslosungen bekanntgegeben. Dieses Jahr traf die Schweiz auf Vizeweltmeister Spanien, Weltmeister Argentinien und Vizemeister der panamerikanischen Meisterschaften Chile. Eine theoretisch starke Gruppe, indem die Schweiz klarer Aussenseiter ist, dennoch wurde vom schweizerischen Rollhockeyverband das klare Ziel, 6. Schlussrang von insgesamt 8 Nationen, mittgeteilt. Ansonsten droht der Abstieg in die B-Weltmeisterschaften. Auf das im Vergleich eher unerfahrene Team wartete also in Novara (Ita) eine grosse Challenge, vielleicht eine zu grosse?

In den ersten beiden Gruppenspielen warteten sogleich die bestgesetzten Nationen der gesamten Meisterschaft, Spanien und Argentinien auf uns. Gegen Spanien waren wir technisch als auch taktisch extrem unterlegen und verloren unser erstes Spiel gegen die semiprofessionellen Spanier mit einem satten 13:0. Gegen Argentinien am darauffolgenden Tag, erwartete das gesamte Team stillschweigend eine ähnliche Blamage, jedoch erweckte der knappe Sieg der «Argenieri» über Chile den Kampfgeist des gesamten Teams. Lange war der Match ausgeglichen, zur Pause waren die Südamerikaner nur ein Tor vorne, das Spiel wurde immer angespannter, der Stil immer ruppiger, man schenkte sich nichts mehr, die Halle schien zu kochen. Schlussendlich waren uns die Gegner jedoch physisch überlegen und so zauberte der Argentinier Valentino Marzonetto den Ball in den Schlussminuten noch 2 weitere Male durch die Schweizer Verteidigung und bestätigte somit Argentiniens Favoritenrolle. Der Schlussstand lautete 5:2 für Argentinien, trotz einer Niederlage hatten wir soeben Geschichte geschrieben. Noch nie spielte die Schweizer Nationalmannschaft ein derart knappes Spiel gegen die Übermacht Argentinien. Gestärkt und zugegebenermassen auch ein wenig überheblich, starteten wir nun denn in das letzte und wichtigste Gruppenspiel gegen Chile, auf Papier bestand bei diesem Spiel unsere grösste Chance zu gewinnen und mit einem Sieg erspielten wir uns sogleich auch einen einfacheren Gegner in der Finalphase. Nach dem Anpfiff wurde uns allen leider schnell klar, dass Chile spieltechnisch ein ganz anderes Hockey zeigte als von uns erwartet. Verglichen mit der Spielweise europäischer Teams war deren Stil eine Neuheit. Immer wieder drangen die Chilenen mit sehr kreativen, beinahe unvorhersehbaren Spielzügen in unseren Torraum ein und erspielten sich Grosschancen. Auf unserer Seite kam es jedoch nie wirklich zu guten Torabschlüssen, uns fehlten einfach die Ideen. Deshalb verloren wir auch diese Spiel 4:1 und beendeten die Qualifikationsphase als Gruppenletzter.

Der erste Gegner in der Finalphase war Sieger der anderen Gruppe und amtierender Europameister Portugal. Allen Erwartungen entsprechend schmetterten die Starspieler der Portugiesen uns mit 15:2 nieder. Im 5. Spiel wartete der allbekannte Gegner Frankreich. Vor Turnierbeginn wurde von uns gegen die «les bleues» ein Sieg gefordert, das diesjährige Kader unserer Nachbarn hatte es jedoch in sich. Frankreich rüstete sich für Italien mit vielen guten Stocktechniker und auch taktisch hatte unser Gegner etwas zu bieten, deshalb war es nicht verwunderlich, dass wir auch dieses Spiel, wenn auch ein wenig enttäuschend, mit keinen eigenen und gleich sieben Gegentoren verloren. Der letzte Gegner hiess Kolumbien, gewinnen konnte man nichts mehr, da wir aufgrund der Niederlage gegen Frankreich absteigen würden, einzig um die Ehre zu wahren, wurde die Schweizer Hymne gebrüllt und die Rollschuhe angezogen, trotz der Enttäuschung der gestrigen Niederlage, starteten wir voller Feuer in den Match und hielten das Niveau hoch. Man war immer ein wenig schneller am Ball, sprintete immer ein wenig weiter und spielte immer ein wenig schlauere Pässe als die Kolumbianer. Auch in der Defensive wurde unsere Nummer Eins lediglich einmal bezwungen und so stand es am Ende 4:1 für die Schweiz.

Trotz der vielen Enttäuschungen war es für mich eine tolle Erfahrung. Das internationale Rollhockey ist mit dem schweizerischen auf vielen Ebenen nicht annähernd zu vergleichen. Die Geschwindigkeit, die taktischen Kniffe und nicht zuletzt die körperbetontere Spielweise präsentierten die Sportart von einer ganz anderen, gar für Banausen interessante Art. 

Diego G., Lernender Physiklaborant im 3. Lehrjahr

WM-Rangliste

  1. China
  2. Spanien
  3. Portugal
  4. Argentinien
  5. Italien
  6. Frankreich
  7. Chile
  8. Schweiz
  9. Kolumbien
  10. Deutschland
  11. Andorra
  12. England
  13. Indien
  14. USA
  15. Chinesisch Tapei
  16. Macau-China
  17. Mexico
  18. Neuseeland

Bildquelle, Webseite Schweizer Rollhockey-Verband