Berufen wurde er vom Bundesrat schon im vergangenen Dezember. Offizieller Amtsantritt war Freitag, der 1. August. Aber Bundesfeiertag ist eben Bundesfeiertag, und so hat Joël Mesot seine Amtsgeschäfte tatsächlich erst heute Morgen übernommen, unterstützt durch zahlreiche Anrufe und E-Mails aus dem In- und Ausland, in denen ihm Glück und Erfolg für die Führung des Paul Scherrer Instituts (PSI) gewünscht wurde.
Das PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Festkörperforschung und Materialwissenschaften, Elementarteilchenphysik, Biologie und Medizin, Energie- und Umweltforschung. Mit 1300 Mitarbeitenden und einem Jahresbudget von rund 260 Mio. CHF ist das Paul Scherrer Institut das grösste Forschungsinstitut der Schweiz.
Derzeit geniesst das Institut weltweit einen exzellenten Ruf. Seine aktuellen Grossanlagen (Synchrotronlichtquelle, Protonenbeschleuniger, Neutronen- und Myonenquelle) gehören zu den besten ihrer Art. Damit es mit dem Ruf auch in Zukunft so bleibt, braucht es Visionen und ab und an ein ausgezeichnetes neues Grossprojekt. An einem solchen Vorhaben tüfteln die Forscherinnen und Forscher des PSI derzeit: Das PSI-XFEL-Projekt. Mit diesem ehrgeizigen Projekt, einem freie Elektronenlaser, werden völlig neuartige Experimente möglich sein. So ist Joël Mesot überzeugt: Mit dem PSI-XFEL werden wir für die nächsten 15 bis 20 Jahre auf diesem Gebiet an der Spitze der Forschung bleiben und somit weiterhin einen bedeutenden Beitrag leisten, sowohl für die technologische Entwicklung unserer Gesellschaft als auch für die Vermehrung des Wissens in der Grundlagenforschung
und ergänzt an anderer Stelle Damit sind wir für den stets wachsenden Wettbewerb in der Forschungsgemeinschaft gut gerüstet.
Mesot wurde 1964 in Genf geboren und ist Bürger von Fiaugères/Fribourg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der studierte Festkörperphysiker hat seinen Forschungsschwerpunkt auf Materialien mit neuen elektronischen Eigenschaften gesetzt. Für seine Untersuchungen von Hochtemperatur-Supraleitern mittels Neutronenstreuung und Photoelektronen-Spektroskopie geniesst Mesot unter Physikern hohe internationale Anerkennung. Die ETH Zürich hat ihn 2002 für seine Forschung zur Hochtemperatur-Supraleitung mit dem Latsis-Preis geehrt. Am PSI hat sich Mesot bei der Weiterentwicklung der Instrumentierung an der Spallations-Neutronenquelle SINQ ausgezeichnet. Seit 1999 hat Mesot am Labor für Neutronenstreuung in verschiedenen Funktionen Führungsqualitäten bewiesen: Zunächst als Leiter der Spektroskopie-Gruppe, danach seit 2004 als Leiter des Labors. Seit 2007 führte Mesot zudem die Forschungskommission des PSI und wirkt als Titularprofessor an der ETH Zürich. Im April dieses Jahres wurde Joël Mesot zum ordentlichen Professor für Physik auf den ersten gemeinsamen Lehrstuhl der Hochschulen ETH Zürich und EPF Lausanne berufen.
Der neue Direktor ist sich darüber im Klaren, dass seine zukünftige Tätigkeit ihm nicht mehr viel Zeit zum Forschen lassen wird. Dennoch hofft er, sich zu ungefähr 20 Prozent seiner Zeit doch noch wissenschaftlicher Arbeit widmen zu können. Dies ist für mich auch deshalb wichtig, um nicht ganz den direkten Kontakt zu den Forschenden zu verlieren
, meint Mesot.
Joël Mesot tritt sein neues Amt nicht in irgendeinem Jahr an: 2008 markiert das 20-jährige Bestehen des Paul Scherrer Instituts, und auf der Grundlage dieser reichhaltigen Erfahrungsjahre sieht er das PSI auch in seinem Jubiläumsjahr im Spitzenfeld von Forschung und Entwicklung.