Die Goldmedaille und ein Händedruck vom Bundesrat

Melvin Deubelbeiss hat es geschafft – am vergangenen Samstag überreichte ihm Bundesrat Guy Parmelin die Goldmedaille und kürte den 20-jährigen PSI-Elektroniker in seiner Disziplin zum besten Berufstalent des Landes. Im Rahmen des nationalen SwissSkills-Wettbewerbs in Bern gelang es Melvin, sich gegen seine acht Konkurrenten zu behaupten und sich den ersten Platz zu sichern.

Melvin Deubelbeiss (Mitte) während der Preisverleihung. Mit seinen 58,32 erreichten Punkten ging er als eindeutiger Sieger hervor. Josef Aschwanden (links) von der Sisag AG machte den zweiten und Pascal Pfäffli (rechts) von der RUAG AG den dritten Platz.
(Foto: Manu Friederich)
Josef Aschwanden, Bundesrat Guy Parmelin, Melvin Deubelbeiss und Pascal Pfäffli nach der Preisverleihung (von links nach rechts).
(Foto: Manu Friederich)
Melvins Freizeitprojekt: Ein LED-Ring, der bei schneller Drehung eine Kugel simuliert. Bis jetzt leuchtet er noch in bunten Farben – später soll das Werk zu einem Weltglobus werden.
(Foto: Melvin Deubelbeiss)
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Viel Erholung gab es für Melvin in dieser Zeit nicht: Nach zwei Wochen intensivem Training startete er am vergangenen Mittwoch in den Wettbewerb – am selben Abend erfuhr er, dass er sich für das Finale vom Freitag und Samstag qualifiziert hat. Danach ging es Schlag auf Schlag; knifflige Aufgaben, enormer Zeitdruck und viel Fingerspitzengefühl waren verlangt – am Samstagabend dann die Erleichterung: Melvin war ganz oben auf dem Podest.

«Das war unglaublich. All diese Leute in dieser grossen Halle… Es war sehr emotional – ein tolles Gefühl», erinnert sich Melvin mit strahlenden Augen zurück. «Die harte Arbeit hat sich definitiv gelohnt.» Doch auch jetzt war ans Ausruhen nicht zu denken. «Selbstverständlich haben wir auch ordentlich gefeiert», schmunzelt er. «Die Afterparty von SwissSkills darf man sich nicht entgehen lassen.»

Abwechslungsreiche Ausbildung am PSI

Melvin Deubelbeiss absolvierte am PSI die 4-jährige Lehre als Elektroniker EFZ und hat diese im August abgeschlossen. Während der Ausbildung hatte er die Möglichkeit, in verschiedenen Abteilungen zu arbeiten und sein Handwerk zu erlernen und zu perfektionieren. Ein Jahr lang war er in der Hochenergiephysik tätig, bis er schlussendlich in die Gruppe Elektronik für Messsysteme kam, wo er auch in Zukunft arbeiten wird.

«Das PSI bietet einen sehr spannenden Ausbildungsplatz. Wo komplexe Physik betrieben wird, braucht es auch komplexe Elektronik. Ein Teilchendetektor registriert beispielsweise nur ein sehr schwaches Signal – damit dieses Signal genutzt werden kann, muss es zuerst verstärkt und ausgemessen werden. Es braucht eine Software, um Information zu verarbeiten und die Flugbahn zu registrieren und vielleicht benötigt das Modul auch noch ein Gehäuse – all das gehört in unseren Aufgabenkatalog», beschreibt Melvin seine Arbeit.

Aber nicht nur während der Arbeit, sondern auch für seine Freizeitprojekte bekam Melvin Unterstützung von seinem Arbeitgeber. «Ich bin schon ein Elektronik-Nerd. Zu Hause habe ich mir ein kleines Labor eingerichtet, um meine eigenen Projekte zu realisieren. Momentan arbeite ich an einem LED-Ring. Wenn dieser ganz schnell dreht, simuliert er eine Kugel. Mein Ziel ist es, dass darauf ein Weltglobus mit allen Kontinenten und Meeren zu sehen ist. Für dieses Projekt fand ich am PSI viel Unterstützung und durfte auch schon mal die Gerätschaften vor Ort benutzen.»

Die Erfahrung, welche Melvin während seiner Freizeit und seiner abwechslungsreichen Tätigkeit am PSI gesammelt hat, waren schliesslich hilfreich für den Wettbewerb – denn SwissSkills verlangt viel und das in nur kurzer Zeit.

Löten und Programmieren gegen die Zeit

Der Wettbewerb war in verschiedene Disziplinen unterteilt. Morgens wurden jeweils Prototyping-Aufgaben gestellt, in denen die Teilnehmer Bauteile und Schaltkreise zusammensetzen mussten, um das richtige Ergebnis zu erzielen. «Leuchten am Schluss alle LEDs, so hast du die Aufgabe richtig gelöst – die Qualität einer Lötstelle kann entscheiden, ob du Gold oder Silber gewinnst», erklärt Melvin.

Am Nachmittag kamen dann jeweils die Programmieraufgaben – und hier konnte Melvin richtig punkten. «Ein Grossteil meiner Arbeit am PSI besteht aus Programmieren – und hier sehe ich auch meine Stärken. Löten ist nicht so mein Ding», fügt er schmunzelnd hinzu, «erst recht nicht, wenn der Zeitdruck so hoch ist.»

Die Zeit war an diesem Wettbewerb der härteste Gegner. «Die Aufgaben an sich wären nicht so schwierig – doch, wenn dir für ein 3,5-stündiges Problem nur 2,5 Stunden zur Verfügung stehen, bleibt dir nicht viel Zeit, um falsch zu denken», beschreibt Melvin die Wettkampfbedingungen.

Doch er hat es geschafft. Durch eine gute Vorbereitung, hartes Training, tatkräftige Unterstützung und auch die nötige Erfahrung – denn Melvin durfte bereits zum zweiten Mal an den SwissSkills antreten. «2020 gewann ich in Luzern Bronze. Ich trat gegen meinen Kollegen Mario Liechti an, ebenfalls Elektroniker am PSI. Mario gewann damals den ersten Platz und nimmt in diesem Jahr an den Weltmeisterschaften teil. Er und mein Berufsbildner Alfred Albisser haben mich bei meinen diesjährigen Vorbereitungen mit wertvollen Tipps unterstützt.»

Melvin bleibt dem PSI treu

Nach der verdienten Afterparty vom Samstagabend ging der Anlass für Melvin am Sonntag munter weiter: Für die Rahmenveranstaltung des SwissSkills stand er noch im Einsatz, bevor es am Abend schliesslich nach Hause ging. Am Montag dann der nächste grosse Schritt: Erster Schultag an der Fachhochschule Nordwestschweiz – Melvin beginnt sein Bachelor-Studium in der Elektro- und Informationstechnik. Zwei Tage die Woche wird er künftig an der Fachhochschule lernen und die restlichen drei Tage am PSI arbeiten – hier hilft er beim Upgrade der Schweizer Spallations-Neutronenquelle SINQ.

Nach dem dreiwöchigen Marathon hat sich Melvin nun endlich eine Pause verdient: «Jetzt gönne ich mir erst mal ein verlängertes Wochenende, bevor am Montag die Schule wieder losgeht. Relaxen, zurücklehnen und all die vielen Emotionen verarbeiten und geniessen. Im nächsten Jahr geht’s nochmals an die SwissSkills – dieses Mal mit den Weltmeisterschaften als grosses Ziel!»

Text: Paul Scherrer Institut/Benjamin A. Senn

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