Meningiome
Diese üblicherweise nicht metastasierenden Tumoren entwickeln sich aus den Hirnhäuten (Meningen), die sich zwischen dem Schädelknochen und der Gehirnoberfläche befinden. Die Tumore wachsen langsam und verdrängend. Sie können in den umgebenden Schädelknochen und die umgebende Muskulatur infiltrieren. Je nach Lage und Grösse der Meningeome können sie zum Beispiel zu starken Kopfschmerzen, epileptischen Anfällen, Hirnleistungsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Lähmungserscheinungen und anderen neurologischen Ausfällen führen. Wenn eine chirurgische Entfernung der Tumore nicht komplett möglich ist, kann eine Strahlentherapie angezeigt sein. Speziell die atypischen Meningeome (WHO Grad II) und die malignen Meningeome (WHO Grad III) sind wegen der benötigten höheren Dosen im Vergleich zu den WHO Grad I Meningeomen häufig geeignete Erkrankungen für die Bestrahlung mit Protonen. Die Protonentherapie ermöglicht eine sehr präzise räumliche Anpassung der Strahlendosis in der Nähe empfindlicher Strukturen wie z. B. der Sehnerven.
Niedriggradige Gliome des Hirns und Rückenmarks
Sie entstehen zu einem grossen Teil aus Gliazellen, dem Stützgewebe des Hirns. Je mehr diese Zellen noch ihren Ursprungszellen gleichen, desto besser sind die Behandlungserfolge. In diesen Fällen spricht man von Tumoren vom Grad 1 und 2. Wenn die Tumoren sich weiter von ihren Ursprungszellen entfernt haben – man nennt dies entdifferenziert –, bietet die Protonentherapie nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand keine bessere Tumorkontrolle als die moderne Photonenbestrahlung mit Linearbeschleunigern. Daher gehören die Hirntumore vom Grad 3 und 4 sowie das «Glioblastome multiforme» zurzeit nicht zum medizinischen Programm für Erwachsene am ZPT des PSI.
Hals-, Nasen-, Ohren-Tumore
Tumore im Hals-Nasen-Ohrenbereich (HNO-Tumore) wachsen häufig in enger Nachbarschaft zu den empfindlichen Strukturen des Hirns, der Schädelbasis und der Wirbelsäule. Deshalb und aufgrund der oft notwendigen grossvolumigen Bestrahlung sind diese Tumore häufig für eine Protonentherapie sehr gut geeignet. Es handelt sich dabei um verschiedenartige Tumore wie zum Beispiel adenoidzystische Karzinome (ACC - ein seltener, bösartiger Tumor, der sich von Drüsengeweben ableitet), gutartige und maligne Parotistumore (d. h. innerhalb oder in unmittelbarer Beziehung zur Ohrspeicheldrüse) sowie Nasopharynxtumore unterschiedlicher Tumorgewebe-Typen. Lesen Sie dazu auch das Interview mit der Radio-Onkologin.
Sarkome
Sarkome sind bösartige Krebsgeschwülste des Binde- und Stützgewebes. Sie kommen in allen Regionen des menschlichen Körpers vor, zum Beispiel im Becken und der Wirbelsäule oder in anderen Knochen und Gelenken sowie im Muskelgewebe und müssen mit einer sehr hohen Dosis bestrahlt werden. Bei Tumoren aus der Gruppe der sogenannten Weichteilsarkome, die bei der Diagnosestellung als nicht operierbar bewertet werden oder nur unter grossem Funktionsverlust, bietet das PSI unter der Führung der Radioonkologie des Kantonsspitals Aarau eine präoperative oder definitive, kombinierte Protonenbestrahlung mit ergänzender Hyperthermie an.
Chondrosarkome und Chordome der Schädelbasis und Wirbelsäule
Diese Tumore entstehen im Knochen und/oder Bindegewebe, wachsen langsam und metastasieren selten. Sie zerstören aber die meist empfindlichen und oft lebenswichtigen gesunden Nachbarstrukturen.
Tumore bei Kindern und Jugendlichen
Das PSI hat sich seit 2004 auf die Behandlung von Kleinkindern spezialisiert. In Kooperaton mit dem Anästhesieteam des Kinderspitals Zürich werden Kinder im Alter von 1 bis 9 Jahren unter Narkose bestrahlt. Die Tumore sind im Kopf oder Körperstamm lokalisiert. Am meisten finden sich bei den Patienten Ependymome, Rhabdomyosarkome, Kraniopharyngeome, Medulloblastome und Ewing-Sarkome. Diese und seltenere Tumoren werden häufig auch in Kombination mit Chemotherapie bestrahlt. Fast alle Kinder und Jugendliche werden innerhalb oder gemäss eines Studienprotokolls behandelt. Kinder, Jugendliche und junge Menschen können besonders von der Protonentherapie profitieren, da durch die präzise Abgabe der Strahlendosis im Tumor und der geringen Dosis ausserhalb des Tumorvolumens der noch wachsende und sehr empfindliche kindliche resp. jugendliche Organismus viel besser geschont werden kann als mit Photonenbestrahlung. Ausserdem dürfte die Wahrscheinlichkeit von späteren Zweittumoren als geringer einzustufen sein.