Paul Scherrer (1890 - 1969) – Kurzbiografie
Paul Scherrer wird am 3. Februar 1890 in St.Gallen geboren. 1908 immatrikuliert er sich an der ETH Zürich. Nach zwei Semestern wechselt er von Botanik zu Mathematik und Physik. 1912 verbringt Scherrer ein Semester an der Universität Königsberg, danach studiert und promoviert er an der Universität Göttingen über den Faraday-Effekt des Wasserstoffmoleküls. 1916, noch während seiner Dissertation, entwickelt er zusammen mit seinem Lehrer Peter Debye die "Debye-Scherrer-Pulvermethode", ein Verfahren zur Strukturanalyse von Kristallen mittels Röntgenstrahlen, und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung von Streuverfahren wie sie auch heute an den Grossforschungsanlagen des Paul Scherrer Instituts eingesetzt werden. Debye erhält dafür 1936 den Nobelpreis für Chemie.
1920 ernennt die ETH Zürich den erst 30-jährigen Scherrer zum Professor für Experimentalphysik. 1925 organisiert er den ersten internationalen Physikerkongress nach dem ersten Weltkrieg. 1927 wird er Vorsteher des Physikalischen Instituts der ETH Zürich und fokussiert dessen Ausrichtung auf die Kernphysik, einen Forschungszweig, der damals im Entstehen begriffen war. Unter seiner Federführung wird 1940 das erste Zyklotron an der ETH Zürich gebaut.
Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Forscher und Institutsleiter wirkt Paul Scherrer in verschiedenen Institutionen und Gremien zur Verbreitung der Kernenergie in der Schweiz: 1946 wird er vom Bundesrat zum Präsidenten der Schweizerischen Studienkommission für Atomenergie ernannt, 1958 Präsident der Schweizerischen Kommission für Atomwissenschaften. Zudem ist er 1954 an der Gründung des CERN bei Genf und ein Jahr später an derjenigen der Reaktor AG zum Studium von Bau und Betrieb von Kernspaltungsanlagen in Würenlingen beteiligt.
Mit seinen Fähigkeiten und seiner Voraussicht hat er früh neue Gebiete der Festkörperphysik, der Teilchenphysik und der Elektronik erschlossen und damit massgeblich zum hohen Niveau der schweizerischen Hochschulforschung beigetragen. Als Paul Scherrer 1960 nach 40 Jahren an der ETH Zürich emeritiert wird, nimmt einen Lehrauftrag an der Universität Basel an. 1969 verstirbt er an den Folgen eines Reitunfalls.