Simulation soll bei Aufräumarbeiten in Fukushima helfen

Forschende des Paul Scherrer Instituts PSI haben unter Federführung von Forschenden der Universität Sheffield eine neue Simulation der gefährlichsten radioaktiven Trümmer des Kernkraftwerks Fukushima entwickelt. Ihre Studie könnte den Aufräumarbeiten einen enormen Schub geben. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie heute in Nature Materials Degradation.

Dank der Strahllinie microXAS an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS für die Daniel Grolimund verantwortlich ist, konnte das Team wichtige Erkenntnisse über den radioaktiven Schutt in der Kernkraftanlage von Fukushima gewinnen.
(Foto: Scanderbeg Sauer Photography)
Unter der Leitung von Professorin Claire Corkhill vom Fachbereich Materialwissenschaften und Ingenieurwesen der Universität Sheffield wurde eine Simulation entwickelt, die bei den Aufräumarbeiten am 2011 havarierten Kernkraftwerk von Fukushima helfen könnte.
(Foto: Universität Sheffield)
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In der in der Fachzeitschrift Nature Materials Degradation veröffentlichten Studie haben Forscher unter der Leitung von Professor Claire Corkhill vom Fachbereich Materialwissenschaften und Ingenieurwesen der Universität Sheffield in Zusammenarbeit mit Forschenden der Synchrotron Lichtquelle Schweiz SLS eine Simulation der extrem radioaktiven Brennelemente in den beschädigten Reaktoren des 2011 havarierten Kernkraftwerks von Fukushima entwickelt. Es ist die erste Studie, die den Verbleib von Plutonium in den Brennelementtrümmern untersucht.

Anhand des Simulationsmaterials können die Behörden nun, fast 11 Jahre nach der Katastrophe, erstmals mehr über die chemische Zusammensetzung und die mechanischen Eigenschaften der Trümmer erfahren und sichere Strategien für deren Beseitigung entwickeln.

Die Beseitigung und sichere Lagerung des radioaktiven Schutts, der in den drei Reaktoren von Fukushima zurückgeblieben ist, gilt als eine der grössten Herausforderungen im Rahmen des Stilllegungsprozesses. Solange das Brennmaterial dort verbleibt, muss es gekühlt werden, wobei Millionen Kubikmeter radioaktives Wasser anfallen. Dieses kontaminierte Wasser soll ins Meer eingeleitet werden, was umstritten ist.

Da die Trümmer jedoch so hoch radioaktiv sind, ist es für Menschen und sogar für einige Roboter zu gefährlich, sich ihnen zu nähern. Das bedeutet, dass nur sehr wenig über die chemische Zusammensetzung bekannt ist, was die Aufräumarbeiten verlangsamt und dazu führt, dass sich noch mehr kontaminiertes Wasser ansammelt.

Vorwärts mithilfe von Robotern und Simulation

Die Tokyo Electric Power Company hat nun eine robotergestützte Untersuchung der Trümmer in Reaktor 1 in Auftrag gegeben, die zusammen mit dem neuen, von den Sheffielder Forschern entwickelten Simulationsmaterial zu einem besseren Verständnis der von der Katastrophe hinterlassenen Trümmer beitragen könnte.

Professor Claire Corkhill, Inhaberin des Lehrstuhls für die Zersetzung von Kernmaterial an der Universität Sheffield, sagt: «Anhand der Erkenntnisse über die in den Reaktoren von Fukushima verwendeten Materialien – beispielsweise Brennstoff, Ummantelung und Beton – konnten wir ein Rezept für die Brennstofftrümmer entwickeln.» Die Forschenden erhitzten diese Materialien auf die extrem hohen Temperaturen, die während des Unfalls herrschten, und stellten so eine Version mit geringer Radioaktivität her, die den Brennelementtrümmern entsprechen sollte.

"Die Untersuchung dieses Materials mit den extrem hellen Röntgen-Mikroskopen an der Synchrotron Lichtquelle Schweiz hat es uns ermöglicht, die potenzielle Verteilung von Plutonium innerhalb des Brennstoffs zu verstehen, was für die Rückholaktionen von grösster Bedeutung ist», sagt Daniel Grolimund, Verantwortlicher für die Strahllinie microXAS an der SLS.

Das Simulationsmaterial wurde im Rahmen eines vom Engineering and Physical Sciences Research Council (EPSRC) finanzierten Projekts in Zusammenarbeit mit der japanischen Atomenergiebehörde im Rahmen des britisch-japanischen Forschungsprogramms für zivile Nuklearpartnerschaften entwickelt.

Die von Claire Corkhill an der Universität Sheffield geleitete Forschung unterstützt den Prozess der Bergung von Brennelementtrümmern und hilft bei der Entscheidung darüber, was mit dem geborgenen Material geschehen soll. Die Ergebnisse der an der microXAS Strahllinie der SLS durchgeführten Messungen sind dabei von zentraler Bedeutung.

Text auf Basis einer Pressemitteilung der Univerität Sheffield

Kontakt/Ansprechpartner

Dr. Daniel Grolimund
Gruppenleiter microXAS
Paul Scherrer Institut, Forschungsstrasse 111, 5232 Villigen PSI, Schweiz
Telefon: +41 56 310 47 82, E-Mail: daniel.grolimund@psi.ch [Deutsch, Englisch]

Sean Barton
Media Relations Officer

Universität Sheffield
Telefon: +44 7808 890095, E-Mail:s.barton@sheffield.ac.uk [Englisch]

Originalveröffentlichung

Chemical characterisation of degraded nuclear fuel analogues simulating the Fukushima Daiichi nuclear accident
Hao Ding, Clémence Gausse, Malin C. Dixon Wilkins, Lucy M. Mottram, Martin C. Stennett, Daniel Grolimund, Ryan Tappero, Sarah Nicholas, Shikuan Sun, Tomooki Shiba, C. Paraskevoulakos, Neil C. Hyatt, Claire L. Corkhill
Nature Materials Degradation, 2. Februar 2022

DOI: 10.1038/s41529-022-00219-3

Nutzungsrechte

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