Nur kurz durfte das Gebäude der neuen PSI-Grossforschungsanlage SwissFEL im Würenlinger Unterwald das Sonnenlicht geniessen. Zurzeit verschwindet es unter einem Erdwall. Die Überdeckung ist Teil einer Reihe von Massnahmen, die die Anlage bestmöglich in die Umgebung integrieren werden.
Noch diesen Herbst wird das SwissFEL-Gebäude fast vollständig unter einem Erdwall verschwunden sein. Auf ihm wird eine Magerwiese entstehen – eine im Aargau heimische Naturlandschaft. Zudem werden zwei mit Gehölzen bepflanzte Wildübergänge sowie eine Wildübergangszone geschaffen. Diese sollen sicherstellen, dass im Wald heimische Wildtiere wie Rehe, Füchse oder Wildschweine die 740 Meter lange Anlage an mehreren Stellen ungestört und sicher passieren können.
Aber auch der Betrieb der Anlage selbst soll die Tiere so wenig wie möglich stören. Dafür wird eine sanfte Beleuchtung des in einen Waldpark eingebetteten Zugangsweges sorgen. Diese wird nur bei Bedarf aktiviert werden und nur den Bereich des Gehweges beleuchten. Der interne Erschliessungsbereich auf der Westseite wird durch einen dicht bestockten Waldrand und einen eng bepflanzten Zaun abgeschirmt werden.
Gezielte Landschaftsgestaltung
Der SwissFEL soll aber nicht nur bestmöglich in die Natur integriert werden. Gezielt soll neuer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen werden.
Der Fokus liegt dabei auf gefährdeten Tierarten der Region. So ist die nährstoffarme Magerwiese von Sandlinsen als potenzielle Nistplätze durchbrochen und liegt in direkter Nähe des Waldrandes. Zusammen mit ihrer vielfältigen Vegetation bietet sie geeigneten Lebensraum für gefährdete Wildbienen wie die Gelbbindige Furchenbiene oder die Blutbiene.
Je nach Lebensweise stellen Wildbienen unterschiedliche Anforderungen an ihre Nistplätze und Futterpflanzen. Wegen ihrer oft sehr spezifischen Ansprüche reagieren sie auf Veränderungen ihres Lebensraums ausgesprochen sensibel und sind deshalb zunehmend gefährdet.
Auch seltene Schmetterlinge wie der vom Aussterben bedrohte Pflaumenzipfelfalter, der Grosse Schillerfalter oder der Grosse Fuchs sind in der Gegend heimisch. Für diese Schmetterlinge werden Waldrandbuchten und Buschgruppen mit ihren wichtigsten Futterpflanzen angelegt. Dazu gehören die Sal-Weide, Schwarzdorn oder Liguster.
Lebensraum für gefährdete Amphibien
Ein besonderes Augenmerk wird auf Lebensräume und Vernetzungsmöglichkeiten für Amphibien gerichtet. Die Amphibien gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen und sind streng geschützt. Durch den Verlust ihrer Laichgewässer und Landlebensräume sowie die Isolation ihrer Populationen sind auch die Bestände heimischer Amphibien wie der Gelbbauchunke oder der Geburtshelferkröte stark zurückgegangen. Sie sind daher auf Ersatzlebensräume angewiesen. Um solche zu schaffen, werden im Umfeld des SwissFEL mehrere Laichtümpel angelegt. Nahe gelegene Steinhaufen bieten einen idealen Unterschlupf.
Darüber hinaus werden rund 30 Kleingewässer angelegt, die als Trittsteine
zu bekannten Amphibienvorkommen in der Gegend dienen sollen. Damit wird einer Isolation der Amphibienpopulationen entgegengewirkt und ihre Durchmischung gefördert.
Schritt für Schritt zur neuen Landschaft
Die Umgebungsarbeiten am SwissFEL-Gelände haben bereits mit den ersten Rodungsarbeiten vor zwei Jahren begonnen. Das Areal für den späteren Waldpark wurde aufgelichtet. Im Frühjahr dieses Jahres wurden erste Waldpflanzen aus dem Würenlinger Unterwald wie Wurmfarn, Immergrün oder Wimper-Segge gepflanzt.
Noch sieht man beim Betrachten der Anlage nur einen Erdwall. Doch auf den ersten 260 Metern wurden im Spätsommer bereits Samen für die Magerwiese ausgesät, die bald ihr erstes zartes Grün zeigen wird. Auch mit der Anlage von Amphibientümpeln wurde schon begonnen.
Ein interdisziplinäres Expertenteam hat im Auftrag des Paul Scherrer Instituts in zweijähriger Projektarbeit ein Konzept zur bestmöglichen Einbettung des SwissFEL in seine Umgebung erarbeitet und die erwähnten Massnahmen entwickelt. Ziel war es, die notwendigen Eingriffe in Natur und Landschaft so gering wie möglich zu halten und einen ökologischen Mehrwert zu schaffen. Das Expertenteam begleitet das Umgebungskonzept auch bei seiner Umsetzung.
Text: Paul Scherrer Institut/Martina Gröschl