Mit dem SwissFEL entsteht eine neue Landschaft
Kaum gebaut war das Gebäude des Freie-Elektronen-Röntgenlasers SwissFEL schon wieder unter einem Erdwall verschwunden. Seitdem wird auf und im Umfeld der neuen Grossforschungsanlage des PSI gepflanzt und gestaltet. Denn ihre besondere Lage im Wald erfordert eine umgebungsgerechte Einbettung. So ist der SwissFEL von aussen nahezu unsichtbar. Neuer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entsteht.
In den vergangenen drei Jahren wandelte sich der Würenlinger Unterwald in der Nähe des Paul Scherrer Instituts PSI zu einem Geheimtipp für ausgefallene Wochenend-Ausflüge. Dauernd gab es etwas Neues zu sehen: erst eine rund fünf Hektare grosse Lichtung im zuvor dichten Wald, dann eine Baugrube. Dem 740 Meter langen und bis zu 50 Meter breiten Gebäude konnte man buchstäblich beim Wachsen zusehen – und kaum war es da, wurde es wieder überdeckt. Und plötzlich sprossen Blumen auf dem zuerst kargen Damm, während darunter – von aussen fast unmerklich – zurzeit eine Spitzenforschungsanlage aufgebaut wird, die bei ihrer Inbetriebnahme eine von weltweit einer Handvoll vergleichbarer Anlagen sein wird: der Freie-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL.
So ungewöhnlich ein Wald auf den ersten Blick als Standort für eine Grossforschungsanlage wirkt, so logisch ist er auf den zweiten: Anlagen wie der SwissFEL sind extrem empfindlich gegenüber Vibrationen und Erschütterungen
, erklärt Peter Allenspach, Direktionsmitglied des PSI. Bereits eine stark befahrene Strasse in der Nähe kann die Experimente stören. Doch lässt sich in einem Wald nicht einfach ein mehrere hundert Meter langer Betonklotz hinstellen. Unser oberstes Ziel war es daher, eine Lösung zu finden, wie die Anlage umgebungsgerecht eingebettet werden kann
, betont Allenspach. Umgebungsgerecht
bedeutet hier, Störungen jeglicher Art zu minimieren; aber auch eine Landschaft zu schaffen, die die Rodung der rund fünf Hektaren Wald für den SwissFEL ökologisch ausgleicht.
Der Lösung kann man gerade auf dem SwissFEL-Gelände beim Wachsen zusehen. Gleich nach seiner Fertigstellung wurde der Rohbau mit Schotter und Erdreich aus dem Bauaushub überdeckt. Auf diesem nährstoffarmen Untergrund wurde eine Wiese angelegt. Diese in der Schweiz immer seltener werdende Magerwiese ist ökologisch besonders wertvoll
, erläutert Gerold Janzi, SwissFEL-Teilprojektleiter Bau und Infrastruktur. Gerold Janzi ist wie Peter Allenspach Mitglied der interdisziplinären Arbeitsgruppe Wald
, die die Umgebungseinbettung des SwissFEL plant und umsetzt. Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Umweltplanern und Vertretern der Gemeinde Würenlingen, des Kantons Aargau sowie des Paul Scherrer Instituts zusammen.
Lebensraum für seltene Arten
Auf dem und um den SwissFEL soll neuer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entstehen. Durchbrochen von Sandlinsen als potenziellen Nistplätzen und direkt am Waldrand gelegen soll die Magerwiese nun mit ihrer vielfältigen Vegetation seltene Wildbienen oder Heuschrecken anlocken. Aber auch gefährdete Schmetterlinge sollen ihren Weg zum SwissFEL finden: Für sie wurden eigens wichtige Futterpflanzen wie die Sal-Weide gesetzt.
Insgesamt werden am SwissFEL-Gelände rund 30 verschiedene Baum- und Straucharten gepflanzt. Die kratzbürstigen unter ihnen schützen das Wild beim Queren der Anlage. Wir haben bewusst dafür gesorgt, dass heimische Wildtiere den SwissFEL an mehreren Stellen ungestört passieren können
, unterstreicht Janzi.
Besonderes Augenmerk richteten die Planer zudem auf die weltweit und auch in der Schweiz stark gefährdeten Amphibien. Für sie wurden mehrere Laichtümpel angelegt inklusive Steinhaufen zum Verstecken und Sonnen. Damit die Tiere auch zu anderen Amphibienstandorten der Region gelangen und sich so besser vermischen können, wurden zusätzliche Kleingewässer als Zwischenstationen eingerichtet.
Die Grundsteine für die Einbettung des SwissFEL in seine Umgebung sind gelegt. Im Wechselspiel mit der Natur entwickelt sich nun die neue Landschaft. Bisher läuft alles nach Plan: Die Natur erweist sich als besonders kooperativer Partner
, lacht Janzi.
Text: Paul Scherrer Institut/Martina Gröschl