Heute haben sich mehrere Hundert Wissenschaftsvertreter aus verschiedenen europäischen Ländern auf der Baustelle der europäischen Spallations-Neutronenquelle (European Spallation Source ESS) in Lund, Schweden, zur Grundsteinlegungsfeier für die ESS versammelt. Mit dieser Veranstaltung wurde nicht nur der Grundstein für die neue Anlage gelegt, deren Bau kürzlich begonnen hat, sondern auch für eine neue Phase in der europäischen Wissenschaft.
Die ESS ist ein Konsortium europäischer Länder – darunter die Schweiz – die bei Planung und Aufbau eines der grössten Infrastrukturprojekte Europas zusammenarbeiten. Die heutige Veranstaltung folgt auf den ersten Spatenstich, der Anfang September stattgefunden hat. Dabei haben die Gastgeberländer Schweden und Dänemark die erfolgreiche Etablierung der ESS als europaweite politische und wirtschaftliche Partnerschaft gewürdigt.
Die ESS wird die Nachfrage nach wissenschaftlichen Grossforschungsanlagen erfüllen, die hinsichtlich Umfang und Komplexität über die Möglichkeiten einzelner Länder oder Institutionen hinausgehen
, sagt Jim Yeck, Generaldirektor der ESS. Wissenschaftler und Ingenieure aus der ganzen Welt sind am Aufbau der ESS beteiligt.
Nach zwei Jahrzehnten zunehmend anspruchsvoller technischer Entwicklungsarbeiten haben nun Wissenschaftler, Ingenieure, Projektmanager und Handwerker mit dem Bau der leistungsfähigsten Neutronenquelle der Welt begonnen. Die ESS wird die Forschungsanlagen bereitstellen, die wichtige Entdeckungen auf Gebieten wie Nanotechnologie, Lebenswissenschaften, Arzneimittelentwicklung, Materialwissenschaften oder Experimentalphysik ermöglichen werden. Es ist klar, dass die ESS als Wirtschaftsmotor für ganz Europa wirken wird, sowohl durch die dort betriebene Forschung als auch durch den Aufbau der Anlage selbst.
Die Schweizer Beiträge zur Entwicklung der Anlage werden durch das Paul Scherrer Institut PSI, das langjährige Erfahrung in der Forschung mit Neutronen hat, sowie durch Schweizer Universitäten und die Schweizer Industrie erbracht. Dank der Kompetenzen des PSI auf dem Gebiet der Entwicklung, des Baus und Betriebs von Grossforschungsanlagen ist es ein unverzichtbarer Partner im Projekt. Das PSI unterstützt mit verschiedensten Beiträgen: Das ist zum einen die Entwicklung des Targets für die neue Quelle. Es bringt dabei seine Erfahrung beim Betrieb der Schweizer Spallations-Neutronenquelle SINQ ein und trägt so zu einem sicheren und zuverlässigen Betrieb der künftig weltweit stärksten Neutronenquelle bei. Zum anderen beteiligt sich das PSI an der Entwicklung und am Aufbau von mehreren der insgesamt 22 Messanlagen und von Komponenten, die den Neutronenstrahl zu den Messplätzen leiten und für die Experimente aufbereiten. Die technologischen Entwicklungen, die bei den ESS-Projekten des PSI gemacht werden, sollen auch am PSI eingesetzt werden und so unmittelbar der Schweizer Forschung zugute kommen.
Man geht davon aus, dass die ESS 2019 die ersten Neutronen erzeugen wird; die ersten Experimente sind für 2023 geplant. Die Kosten der ESS werden auf € 1,843 Milliarden geschätzt.
Text: European Spallation Source/ Paul Scherrer Institut
Über das PSI
Das Paul Scherrer Institut PSI entwickelt, baut und betreibt grosse und komplexe Forschungsanlagen und stellt sie der nationalen und internationalen Forschungsgemeinde zur Verfügung. Eigene Forschungsschwerpunkte sind Materie und Material, Energie und Umwelt sowie Mensch und Gesundheit. Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein zentrales Anliegen des PSI. Deshalb sind etwa ein Viertel unserer Mitarbeitenden Postdoktorierende, Doktorierende oder Lernende. Insgesamt beschäftigt das PSI 1900 Mitarbeitende, das damit das grösste Forschungsinstitut der Schweiz ist. Das Jahresbudget beträgt rund CHF 350 Mio.
Weiterführende Informationen
Webseite der European Spallation Source: http://www.europeanspallationsource.seKontakt / Ansprechpartner
Allen Weeks, Head of Communications and External Relations, European Spallation SourceTelefon: +46 46 888 31 52, E-Mail: allen.weeks@esss.se
Dr. Kurt Clausen, Bereichsleiter Neutronen und Myonen, Paul Scherrer Institut
Telefon: +41 56 310 3755, E-Mail: kurt.clausen@psi.ch