Cristina Müller

Cristina Müller Wissenschaftlerin, radiopharmazeutische Forschung

© Paul Scherrer Institut PSI/Markus Fischer

Cristina Müller forscht im Zentrum für Radiopharmazeutische Wissenschaften am PSI zu Radiopharmaka. Das sind radioaktive Substanzen, die zur Bildgebung respektive Bekämpfung von Tumorzellen in die Blutbahn appliziert werden. Sehr schön zeigt sich das Grundprinzip ihrer Arbeit auf der Zeichnung neben ihr: Die Moleküle sind so konstruiert, dass ein Teil, der Ligand, an die Oberflächenstruktur von Tumorzellen andockt, wie ein Schlüssel im Schloss. Ein anderer Teil trägt das Medikament, ein radioaktives Nuklid. Therapeutisch eingesetzte Radionuklide senden beim radioaktiven Zerfall Elektronen aus, welche in der Tumorzelle aggressive Radikale bilden. Diese können das Erbgut der Zelle angreifen und die Krebszelle somit zerstören. Cristina Müllers Ziel ist es, Radiopharmaka zu entwickeln, welche Tumorzellen noch zielgenauer abtöten.

Schon in der Schule entwickelte Cristina Müller eine Vorliebe für naturwissenschaftliche Fächer, was insbesondere ihren exzellenten Lehrerinnen und Lehrern an der Kanti zu verdanken war. Doch wie sollte sie sich entscheiden, wo sie sich gleichermassen für Chemie, aber eben auch für Biologie und Medizin interessierte? Ihre Wahl fiel auf Pharmazie, ein Fach, in dem sie mehrere ihrer Interessensgebiete abdecken und interdisziplinär kombinieren konnte. Nach den Grundsemestern in Pharmazie an der Uni Bern wurde sie dann an der ETH Zürich erstmals mit ihrem künftigen Fachgebiet, der Radiopharmazie konfrontiert. Das Fach wurde von August Schubiger gelehrt, dem damaligen Leiter des Zentrums für Radiopharmazeutische Wissenschaften am PSI. So kam sie 2000 für ihre Diplomarbeit erstmals ans PSI. 

Wieder war es die interdisziplinäre Arbeit in der radiopharmazeutischen Forschung, welche es der jungen Wissenschaftlerin angetan hat – Physik, Chemie, Biologie, Pharmazie und Medizin – alles spielte mithinein. Nach ihrem erfolgreichen Staatsexamen an der ETHZ, arbeitete Cristina Müller für anderthalb Jahre als Apothekerin in einer öffentlichen Apotheke, bevor sie sich schliesslich entschied, ans PSI zurückzukehren. Ihr Doktorat absolvierte sie in der Forschungsgruppe von Roger Schibli, der das Zentrum für Radiopharmazeutische Wissenschaften heute leitet. Danach ging sie für zwei Jahre ins Ausland, ans Erasmus Medical Center in Rotterdam in Holland, bevor sie Ende 2007 als Postdoktorandin ans PSI zurückkehrte. 

Nach nur weniger als einem Jahr erhielt sie einen Ambizione Förderbeitrag vom Schweizerischen Nationalfond – ein erster Schritt in die wissenschaftliche Unabhängigkeit. Cristina Müller stellte ein kleines Team zusammen und konnte so ihre eigenen Forschungsprojekte vorantreiben. Im Jahr 2014 übernahm sie schliesslich die Leitung der Forschungsgruppe für Radionuklid Chemie. Ihre Arbeit mit dem Radionuklid Terbium-161, das sie in präklinischen Versuchen gegen Prostatakrebs einsetzte, wurde 2018 mit dem prestigeträchtigen Marie-Curie-Award geehrt. Im Jahr 2023 folgte die Ernennung zur Titularprofessorin der ETH Zürich für ihre radiopharmazeutische Forschung auf Weltklasseniveau. 

Als Gruppenleiterin eines zurzeit 15-köpfigen Forschungsteams, darunter Studierende, Doktorierende, Postdoktorierende, Laborantinnen und einer Lernenden, und ihrer Hingabe für die eigene Arbeit, müssen Hobbies oft auf der Strecke bleiben. Dennoch findet Cristina Müller Zeit für ihre zweite Passion, nämlich der Auseinandersetzung mit Fremdsprachen, was sie schon zu Kanti Zeiten liebte. Denn Fremdsprachen erweitern nicht nur den Horizont, sondern erleichtern auch das Reisen während Ferien oder im internationalen akademischen Umfeld. Zudem lässt sich damit auch prima das Gedächtnis trainieren – ganz so einfach wie zu Kanti Zeiten fällt es ihr nämlich heute nicht mehr. Momentan lernt sie brasilianisches Portugiesisch – eines Tages möchte sie wieder nach Brasilien reisen. 


Text: Paul Scherrer Institut PSI/Christian Heid

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