Wie baut man einen Mikroroboter, der sich magnetisch steuern lässt?
Wie wird man Leiterin einer Forschungsgruppe am PSI und zugleich noch Professorin an der ETH Zürich? Am Ende ihrer Schullaufbahn folgte Laura Heyderman dem Rat ihrer Eltern, ihr Studium breit anzulegen, um die Aussichten auf eine Arbeitsstelle zu verbessern. Die Schulfächer Chemie und Physik hatten ihr immer Spass gemacht und so entschied sie sich, beide miteinander zu verbinden. Es gab nur wenige Universitäten in Grossbritannien, die das Studium Chemische Physik anboten, eine davon war die Universität von Bristol, wo sie 1985 ihr Studium aufnimmt. Eigentlich wollte sie anschliessend in der Industrie arbeiten und gerne dabei auch auf Reisen gehen. Doch ein Hochschullehrer schlug ihr eine Doktorandenstelle in Frankreich vor. So kam es, dass sie 1988 eine Doktorarbeit begann: Als Doktorandin der Universität Bristol forschte sie im Centre national de la recherche scientifique (CNRS) in Paris zu magnetischen Dünnschichten.
Laura Heyderman entscheidet sich dann, mit ihrem zukünftigen Schweizer Ehemann in der Schweiz leben zu wollen und so kommt sie 1999 als Postdoc ans PSI. 2008 wird sie Leiterin einer Forschungsgruppe die jetzt Mesoskopische Systeme heisst. Für Heyderman bedeutet «mesoskopisch», dass es sich um extrem kleine magnetische Bauteile handelt, deren einzelne Teile zwischen Dutzenden von Nanometern und mehreren Mikrometern gross sind. So hat sie zum Beispiel mit ihrem Team und andere Forschenden der ETH Zürich intelligente Mikromaschinen entwickelt wie den «Vogelroboter» , der im Zentrum der Zeichnung neben ihr zu sehen ist. Diese Minimaschine kann unterschiedliche Aktionen ausführen. Dafür werden zuerst Nanomagnete in Bauteilen des Mikroroboters magnetisch programmiert und die verschiedenen Bewegungen dann durch Magnetfelder gesteuert. Solche nur wenige zehn Mikrometer messende Maschinen könnten in Zukunft beispielsweise in der Medizin eingesetzt werden, um kleine Operationen im menschlichen Körper durchzuführen.
2013 übernimmt sie die Professur für Mesoskopische Systeme im Departement Materialwissenschaft an der ETH Zürich. Und für ihre jahrzehntelange wissenschaftliche Arbeit über Magnetismus erhielt sie im vergangenen Jahr eine ausserordentliche Auszeichnung: Sie wurde in die renommierte Royal Society, die nationale Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreiches, aufgenommen.
Hier in der Schweiz fühlt sich Laura Heyderman sehr wohl. Sie geniesst es, in ihrer Freizeit in der Natur unterwegs zu sein, mit dem Velo oder zu wandern. Allerdings mit ihrer Arbeit bleibt wenig Raum für Freizeit .
Vor wenigen Jahren war sie lange gesundheitlich sehr angegriffen und konnte diese schwierige Zeit nur dank guter medizinischer Behandlung überwinden. Wichtig waren damals aber auch ihr fürsorglicher Ehemann und die Familie sowie die Unterstützung durch Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Sie machte die Erfahrung, dass man viel Mut braucht, dass man viel Geduld mit sich selbst haben sollte und dass es auch in solchen Zeiten immer etwas Positives gibt, wonach man greifen kann.
Heute ist sie froh, dass sie gemeinsam mit ihrer Forschungsgruppe wieder volle Fahrt aufgenommen hat und dass sie sich intensiv mit ihrem Forschungsgebiet in seiner ganzen Breite auseinandersetzen kann.
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